Ein Raster aus 100 Quadraten zeigt einen Farbverlauf, der durch Rot-, Gelb-, Grün-, Blau-, Violett-, Braun- und Grautöne verläuft und in einem rechteckigen Muster von 10 mal 10 angeordnet ist.

Ein Raster aus 100 Quadraten zeigt einen Farbverlauf, der durch Rot-, Gelb-, Grün-, Blau-, Violett-, Braun- und Grautöne verläuft und in einem rechteckigen Muster von 10 mal 10 angeordnet ist.

Was ist die Farbwiedergabebewertung TM 30?

kurz & bündig
  • TM 30 ist ein modernes, vom IES entwickeltes System zur Bewertung der Farbwiedergabe von Lichtquellen.
  • Es liefert mit dem Fidelity-Index Rf (Farbtreue) und dem Gamut-Index Rg (Sättigungs-/Lebendigkeits-Änderung) sowie der Color Vector Graphic deutlich aussagekräftigere Informationen als der klassische CRI-Wert.
  • TM 30 macht sichtbar, welche Farbbereiche gesättigter oder entsättigter wiedergegeben werden — und erlaubt damit eine gezieltere Lichtplanung für Gewerbeanwendungen (Einzelhandel, Produktion, Büros etc.)

Was ist die Farbwiedergabe?

Die Farbwiedergabe beschreibt, wie originalgetreu Farben unter einer Lichtquelle aussehen im Vergleich zu einer Referenzquelle (abhängig von der Farbtemperatur). Praktisch heißt das: Wie unterscheidet sich ein rotes Produkt, eine Hautfarbe oder ein Material, wenn man es unter einer Leuchte anstatt unter dem natürlichen Tageslicht betrachtet? 

Aussagen zur Farbwiedergabe sind sehr wichtig, da sie Einfluss auf die Produktdarstellung, die visuelle Kontrolle in Fertigungen, der Lebensmitteldarstellung oder das Wohlbefinden am Arbeitsplatz haben.

Wieso gibt es eine neue Bewertungsmethode zur Farbwiedergabe?

Der klassische Color Rendering Index (CRI, z. B. Ra) wurde vor Jahrzehnten ursprünglich für Glühlampen und Fluoreszenzlicht entwickelt. Der klassische CRI nutzt nur acht Pastell-Referenzfarben (in Erweiterungen bis 14). Ihre Beurteilung erfolgte mit einer Referenzfarbkarte nach DIN 6169. 

Eine Tabelle mit 14 Testfarben nach DIN 6169, die jeweils mit einer Nummer, einem Farbnamen und einem Farbmuster versehen sind, einschließlich der Farbtöne Rosa, Gelb, Grün, Blau, Violett und Braun.

Als Grundlage der Messung wurden acht primäre Referenzfarben genutzt und auf ihre korrekte Farbwiedergabe überprüft. 

Doch mit dem Aufkommen der LED und spektral sehr unterschiedlichen Lichtquellen zeigte sich: die gleichen CRI-Werte können eine sehr unterschiedliche Farbwiedergabe bedeuten, z.B.: Eine gute Farbtreue, aber eine blasse Sättigung oder umgekehrt.

Deshalb brauchte man eine Methode, die mehr Farben abdeckt, die Sättigungsänderungen erfasst und zudem grafisch aufzeigt, welche Farbbereiche betroffen sind — so ist der TM 30 entstanden.

Was unterscheidet den CRI vom TM 30?

Viele Jahre lang war der CRI (Color Rendering Index, auf Deutsch: Farbwiedergabeindex) die wichtigste Kennzahl, wenn es darum ging, die Qualität einer Lichtquelle zu bewerten. Der CRI gibt einen Wert zwischen 0 und 100 an, wobei 100 einer perfekten Farbwiedergabe entspricht. Das klingt simpel und war es auch.

Das Problem: Der CRI wurde ursprünglich für Glühbirnen und Leuchtstofflampen entwickelt und arbeitet mit nur wenigen Testfarben, die zudem recht blass und pastellig sind.

Stell dir vor, du möchtest wissen, wie gut ein Fernseher Farben darstellen kann und testest ihn dafür mit nur acht hellen Pastellbildern. Du würdest so nie herausfinden, wie er mit kräftigem Rot, sattem Grün oder tiefem Blau umgeht.

Genau dieses Problem hat der CRI: Er sagt nichts darüber aus, ob bestimmte Farbbereiche besonders verfälscht werden oder ob die Farben vielleicht zu blass oder zu kräftig wirken.

Verwendung von mehr Farben

Statt 8 Pastelltönen verwendet der TM 30 gleich 99 verschiedene Testfarben. Darunter sind auch kräftige und gesättigte Farbtöne. Das ist, als würdest du einen Fernseher mit einer kompletten Farbpalette testen.

Ein Streudiagramm mit Rg auf der y-Achse (60-140) und Rf auf der x-Achse (60-100), das zwei graue Kreise mit der Bezeichnung "Niedriger Farbumfang & Niedrige Farbtue" und "Hoher Farbumfang" sowie einen gelben Kreis mit der Bezeichnung "Hohe Farbtreue" zeigt.

Zwei Werte statt nur einem

Der TM 30 trennt die Bewertung in Rf (Farbtreue) und Rg (Farbsättigung):

    • Rf (Fidelity) – die Farbtreue: zeigt, wie nah die Farben an der „echten“ Vorlage sind – ähnlich wie der CRI-Wert, aber eben mit viel mehr Testfarben.

    • Rg (Gamut) – die Farbsättigung: sagt aus, ob die Farben insgesamt kräftiger (über 100) oder matter (unter 100) wirken als unter einer Referenzbeleuchtung.

Ein Farbraddiagramm mit kreisförmigem Verlauf zeigt zwei Linien: eine schwarze "Referenzquelle" und eine rote "Testquelle", die sich beide vor einem mehrfarbigen Hintergrund fast überlappen. Unter dem Diagramm erscheint eine Legende.

Grafische Darstellung

Der TM 30 liefert zusätzlich eine Color Vector Graphic – ein rundes Diagramm, in dem man auf einen Blick sieht, welche Farbbereiche zu kräftig oder zu blass sind. Das ist besonders nützlich für Planer oder Händler, die gezielt eine bestimmte Farbwirkung erzielen möchten.

Ein Balkendiagramm zeigt die Treueindexwerte für 39 Farbbewertungsmuster an, wobei jeder Balken eine andere Farbe hat. Die y-Achse reicht von 0 bis 100, und die meisten Werte liegen über 80.

Das Farbtreue-Index-Diagramm

Das Fidelity-Index-Diagramm zeigt, wie farbtreu jede der 99 Referenzfarben (CES) wiedergegeben wird. Je länger ein Balken ist, desto ähnlicher gibt die Testlichtquelle diese Farbe wieder. 

Balkendiagramm mit dem TM-30-Farbtreueindex (Rf) für 16 Farbtonwinkelbereiche. Die Werte reichen von 81 bis 92, wobei der höchste Rf-Wert in Feld 2 (92) und der niedrigste in Feld 13 (81) liegt. Jeder Balken ist in einer anderen Farbe dargestellt.

Der Farbtreue-Index je Farbtongruppe

Der Fidelity-Index zeigt nicht nur die Farbtreue für einzelne Referenzfarben, sondern auch für 16 übergeordnete Farbbereiche. Auch dieses Diagramme gibt dadurch wesentlich mehr Einblick als ein Durchschnittswert. 

Es kann besonders dann hilfreich sein, wenn es in einer Anwendung auf bestimmte Farben ankommt. Zum Beispiel, wenn die möglichst naturgetreue Wiedergabe von Rottönen entscheidend ist.

Balkendiagramm mit der prozentualen Chroma-Verschiebung über 16 Farbtonwinkel-Bins unter Verwendung der TM 30-Metriken; die Verschiebungen reichen von -5 % bis +6 %, wobei die meisten Balken nahe Null liegen. Jeder Balken ist anders eingefärbt.

Der Farbsättigungs-Diagramm

Das Farbsättigungs-Diagramm zeigt, wie sich die Intensität der Farben in den 16 Farbbereichen verändert. Das Diagramm enthält numerische Werte für die relativen Sättigungsänderungen in jeder der 16 Farbtongruppen. 

Positive Werte stehen dafür, dass die Farben kräftiger wirken, negative Werte zeigen, dass sie weniger intensiv erscheinen.

Zusammengefasst:

  • Der CRI ist wie eine grobe Schulnote für Farbwiedergabe – einfach, aber ungenau.

  • Der TM 30 ist wie ein ausführlicher Testbericht mit Fotos, Diagrammen und Detailwerten, der genau zeigt, wo die Stärken und Schwächen einer Lichtquelle liegen.

Wieso ist der TM 30 besser geeignet zur Bewertung der Farbwiedergabe?

Der TM-30 bietet mehrere klare Vorteile gegenüber dem CRI:

  • Größere Stichprobe: 99 Testfarben anstatt 8. Also eine bessere Abdeckung der realen Farben und weniger Verzerrung durch die Auswahl der Prüf-Farben.

  • Zwei komplementäre Kennzahlen: Die Unterscheidung in Rf (Farbtreue) und Rg (Farbsättigung) trennt Effekte, die der CRI nur mittelt. Das hilft, um  bewusste Design-Entscheidungen (wie z. B. eine gezielte Aufsättigung) von unbeabsichtigten Farbfehlern zu unterscheiden. 

  • Grafische Informationen: Die Color Vector Graphic und Hue-bin-Analysen zeigen, welche Farben betroffen sind. Das ist enorm wichtig für Handel, Textilien, Lebensmittel oder farbkritische Fertigungen.

  • Anpassbarkeit an Anforderungen: Der TM 30 erlaubt es, die Mindestanforderungen an die Farbwiedergabe gezielter zu formulieren (z. B. Rf ≥ 80; Rg zwischen 97–110 und zusätzliche Bedingungen für Rot-Bins), was sogar in einigen Richtlinien bereits Anwendung findet.

  • Aktualisierbar / Normfähig: Der TM 30 wurde weiterentwickelt (TM-30-15 → TM-30-18 → spätere Aktualisierungen/Adoptionen durch ANSI/IES) und ist damit näher an den aktuellen Farbraum-Standards (z. B. Nutzung von CAM02-UCS/CIE-224). Das macht die Methode stabiler für moderne Lichtquellenbewertung. 

Fazit

Der TM 30 ist kein reines „Besser-als-CRI“-Buzzword, sondern ein praktisches, technisch fundiertes Mess- und Kommunikationswerkzeug für die Farbwiedergabe moderner Lichtquellen. 

Für Gewerbekunden und Planer bedeutet das:

  • Die Verwendung von TM 30-Kennzahlen (Rf, Rg, Color Vector Graphic) ist essentiell, wenn die Farbe eine wichtige Rolle spielt — z. B. im Einzelhandel, Produktionskontrollen, Museen, der Lebensmitteldarstellung oder der Dermatologie.

  • In Ausschreibungen und Spezifikationen sollten Kombinationen aus Rf-Minima und Rg-Bereichen sowie (falls nötig) Anforderungen für bestimmte Hue-Bins (z. B. Rot) formuliert werden, um die gewünschte visuelle Wirkung technisch sauber zu beschreiben.

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